- Weltweit steigt der E-Auto-Anteil an Neuzulassungen von 14 (2022) auf 20 Prozent (2023); in Deutschland sinkt er von 37 auf 26 Prozent
- Ladeinfrastrukturausbau geht in vielen Ländern zu langsam, aber über 81 Prozent der Verbraucher empfinden eine Verbesserung
- China führt erneut im Roland Berger EV Charging Index 2024, etablierte E-Mobilitätsnationen stagnieren, andere Länder holen auf
Die Zahl der weltweit verkauften Elektrofahrzeuge steigt weiter, aber nicht mehr so schnell: Nach einer Verdoppelung im Jahr 2022 gab es 2023 nur noch ein Plus von 33 Prozent. Der Anteil der E-Fahrzeuge an den weltweiten Neuzulassungen wächst damit weiter – von 14 Prozent im Jahr 2022 auf 20 Prozent 2023. Einige etablierte Märkte erlebten allerdings Rückschritte, darunter Deutschland, wenn auch auf hohem Niveau: Hier sank der Anteil der E-Fahrzeuge an den Neuzulassungen von 37 auf 26 Prozent. Negativen Einfluss auf die Absatzzahlen haben weltweit unter anderem hohe Stromkosten und die Inflation. Auch die Reduktion staatlicher Kaufzuschüsse bremst, denn viele Länder verlagern ihre Förderungen weg vom Fahrzeugkauf hin zur Ladeinfrastruktur. So ist die weltweite Zahl der Ladepunkte 2023 mit einem Plus von 65 Prozent stark gewachsen, gleichzeitig stieg der Anteil der Schnelllader deutlich, vor allem in Deutschland und Frankreich. Auch wenn diese Zunahme nicht in allen Ländern Schritt hielt mit der wachsenden Zahl von Fahrzeugen, sagen insgesamt über 81 Prozent der Verbraucher, dass das Laden in den vergangenen sechs Monaten einfacher geworden sei. Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt der Roland Berger EV Charging Index 2024 auf Basis von umfangreichen Brancheninterviews sowie einer Umfrage unter 16.000 Teilnehmern aus Europa, Asien, Nord- und Südamerika sowie dem Nahen Osten.
„Die Situation der Elektromobilität stellt sich weltweit sehr unterschiedlich dar“, sagt Stefan Riederle, Partner bei Roland Berger. „Reife Märkte wie Deutschland reduzieren finanzielle Kaufanreize oder streichen sie komplett, während weniger reife Märkte, zum Beispiel in Südeuropa, den Ausbau der Infrastruktur und den Verkauf von E-Fahrzeugen mit Förderungen vorantreiben. Auch bei den Automobilherstellern sind die Strategien unterschiedlich: Einige OEMs setzen auf neue rein elektrische Plattformen, während andere wieder zu Plug-in-Hybriden zurückkehren. Generell bremsend auf die Branche wirken die schleppenden Fortschritte in Richtung Kostenparität zwischen Verbrennern und Elektrofahrzeugen.“
China erneut Vorreiter bei der E-Mobilität
Der Roland Berger EV Charging Index bewertet den Status der betrachteten Länder in Bezug auf die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge sowie die allgemeine Kundenzufriedenheit beim Thema Elektromobilität. Wie in den Vorjahren führt China auch das aktuelle Ranking mit deutlichem Punktevorsprung an: Zwar hat das Land seine Gesamtwertung mit nach wie vor 82 Punkten nicht verbessert, doch es verzeichnet weiterhin ein starkes Wachstum beim Absatz von E-Fahrzeugen und beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Deutschland und die USA folgen punktgleich mit 70 Punkten auf Platz 2 im Ranking, danach folgen die Niederlande und Frankreich mit 69 Punkten. Alle fünf führenden Länder mussten demnach eine Stagnation oder sogar Punktabschläge gegenüber dem Vorjahres-Index hinnehmen. Dieser Trend zeigt sich in den meisten etablierten Märkten. Dagegen erlebten die aufstrebenden Märkte im Nahen Osten und in Südostasien ein schnelles Wachstum beim Absatz von Elektrofahrzeugen, wodurch sich ihr Abstand zu den führenden Elektromobilitäts-Nationen verringert.
Deutschland verlor Punkte unter anderem, weil der Anteil der E-Fahrzeuge an den Neuzulassungen von 37 auf 26 Prozent sank, konnte seinen zweiten Platz im Ranking aber dennoch verteidigen. Vor allem der Ausbau der Ladeinfrastruktur kommt hierzulande gut voran: 2023 wuchs die Gesamtzahl der Ladepunkte um rund 44Prozent, die Zahl der Schnelllader sogar um rund 70Prozent. Die Infrastruktur wächst somit deutlich schneller als die Zahl der E-Fahrzeuge. Dennoch bleibt für das Erreichen der von der Bundesregierung avisierten einen Million Ladepunkten bis 2030 noch einiges zu tun. Dazu kommt, dass die Versorgung nach wie vor regional sehr unterschiedlich ist.
OEMs engagieren sich bei Ladeinfrastruktur, um Absatz von E-Fahrzeugen zu fördern
Auch weltweit ist die Zahl der Ladepunkte 2023 mit einem Plus von 65 Prozent deutlich gewachsen. „Der Markt für das Laden von E-Fahrzeugen entwickelt sich dynamisch“, sagt Riederle. „Sowohl in etablierten als auch in sich entwickelnden Regionen engagieren sich mehr und mehr Unternehmen und testen neue Geschäftsmodelle sowie Technologien.“ Neben Energieversorgern und -händlern seien auch die Autohersteller weltweit verstärkt in diesem Bereich aktiv, entweder mit eigenen Angeboten oder durch Kooperationen mit anderen Betreibern. „Ohne Ladeinfrastruktur verkaufen sich Elektrofahrzeuge schlecht, daher ist dieses Engagement für die OEMs ein Mittel zur Absatzsteigerung, vor allem auch in weniger entwickelten Märkten.“
Die vollständige Studie können Sie hier herunterladen: https://content.rolandberger.com/hubfs//23_2335_FLY_EV_charging_index.pdf
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