{"id":107562,"date":"2022-06-29T17:02:37","date_gmt":"2022-06-29T15:02:37","guid":{"rendered":"https:\/\/www.carpr.de\/?p=107562"},"modified":"2022-06-29T17:02:37","modified_gmt":"2022-06-29T15:02:37","slug":"weisses-gold-mit-baumwolle-auf-erfolgskurs-usbekistans-textilindustrie-ist-drauf-und-dran-den-weltmarkt-zu-erobern","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.carpr.de\/107562\/weisses-gold-mit-baumwolle-auf-erfolgskurs-usbekistans-textilindustrie-ist-drauf-und-dran-den-weltmarkt-zu-erobern\/","title":{"rendered":"„Wei\u00dfes Gold“- mit Baumwolle auf Erfolgskurs Usbekistans Textilindustrie ist drauf und dran, den Weltmarkt zu erobern"},"content":{"rendered":"

Berlin (ots<\/span>)<\/p>\n

Die usbekische Textilindustrie gewinnt bei den internationalen Verbrauchern von Jahr zu Jahr an Beliebtheit. Dies wird durch die Wachstumsraten der usbekischen Textilexporte deutlich, die sich 2021 im Vergleich zum Jahr davor verdoppelt haben und 3 Milliarden US-Dollar erreichten. 2022 wird erwartet, dass das Exportvolumen 3,8 bis 4,3 Milliarden US-Dollar erreichen wird. 2025 rechnet man sogar mit7 Milliarden US-Dollar.<\/span><\/p>\n

Au\u00dferdem ist die Nachfrage nach usbekischem Garn heute so gro\u00df, dass die Politik der usbekischen Regierung, die auf den Schutz der wirtschaftlichen Interessen des Staates abzielt – keine Exporte von Rohstoffen, sondern nur noch von Fertigprodukten – viele Wettbewerber auf dem globalen Garnmarkt zu erheblichen Anpassungen ihrer Gesch\u00e4ftspl\u00e4ne zwingt.<\/p>\n

Die Tradition des Baumwollanbaus in Usbekistan hat eine sehr lange Geschichte. Chinesische Kaufleute brachten die ersten Baumwollsorten vor mehr als 2.000 Jahren in die Region des heutigen Usbekistans. In Usbekistan wird es auch „wei\u00dfes Gold“ genannt, denn Baumwolle war neben Gold schon immer eines der wichtigsten Exportg\u00fcter des Landes. Noch in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts machten die Baumwollplantagen bis zu 98 Prozent der Gesamtfl\u00e4che aller Industriepflanzen aus, und der Prozess des Anbaus, der Ernte und der Verarbeitung von Baumwolle besch\u00e4ftigte einen gro\u00dfen Teil der arbeitenden Bev\u00f6lkerung. Heute ist Usbekistan der sechstgr\u00f6\u00dfte Baumwollproduzent weltweit.<\/p>\n

Nach Erlangung der Unabh\u00e4ngigkeit Usbekistans im Jahr 1991 wurde die Baumwolle weiterhin traditionell per Hand gepfl\u00fcckt. Daf\u00fcr mussten Tausende von Ersatzarbeitskr\u00e4ften rekrutiert werden. Auch Kinder sowie Besch\u00e4ftigte im \u00f6ffentlichen Sektor und Studenten wurden f\u00fcr die Baumwollernte eingesetzt. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten wurden 2013 bis zu 5 Millionen Menschen zum Baumwollpfl\u00fccken rekrutiert – fast jeder achte Usbeke im erwerbsf\u00e4higen Alter nahm an der Baumwollernte teil.<\/p>\n

Im Jahr 2009 schlossen sich daher mehr als 300 internationale Marken (wie Burberry, Puma, Gucci und Adidas) in der Cotton Campaign, einer internationalen Nichtregierungsorganisation, zusammen und k\u00fcndigten einen Boykott usbekischer Baumwollprodukte an. Das nahm die F\u00fchrung des Landes zum Anlass f\u00fcr gro\u00dfe Anstrengungen. Die Zwangsarbeit auf den Baumwollplantagen wurde unter Strafe gestellt, Baumwollanbau modernisiert, und die L\u00f6hne der Baumwollpfl\u00fccker wurden erh\u00f6ht bzw. der Mindestlohn eingef\u00fchrt. Das waren klare Signale, die auf die Demokratisierung des Arbeitsmarktes in Usbekistan hindeuteten.<\/p>\n

Im M\u00e4rz dieses Jahres best\u00e4tigte die International Labour Organisation (ILO), dass es Usbekistan gelungen sei, Zwangs- und Kinderarbeit vollst\u00e4ndig aus dem Baumwollproduktionszyklus zu verbannen. Die Bem\u00fchungen der Regierung waren demnach erfolgreich, und Cotton Campaign k\u00fcndigte die Aufhebung des weltweiten Boykotts gegen usbekische Baumwolle an.<\/p>\n

Das Land erwartet nun, dass internationale Unternehmen und Handelsketten wieder usbekische Baumwolle kaufen werden. Auch die ILO tritt daf\u00fcr ein, dass sich internationale Hersteller im Land engagieren. Die Aufhebung des Boykotts sollte ein Motor f\u00fcr das Wachstum und die dynamische Entwicklung der Textilindustrie sein.<\/p>\n

Angesichts der Umstrukturierung der internationalen Lieferketten ist Usbekistan eine Alternative f\u00fcr viele globale Marken, aber auch ein \u00e4u\u00dferst attraktiver Markt f\u00fcr die Einfuhr von Textil- und Bekleidungstechnologie. Dies ist darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, dass das Land l\u00e4ngst nicht mehr das „wei\u00dfe Gold“ in Form von Rohstoffen exportiert, sondern sich mutig an die Weiterentwicklung des gesamten Verarbeitungszyklus macht. Vorrangig geht es um die Einf\u00fchrung von Textilclustern und den Export von Produkten mit h\u00f6herer Wertsch\u00f6pfung.<\/p>\n

Insgesamt gibt es bereits mehr als 130 Wirtschafts-Cluster in ganz Usbekistan, in denen Baumwolle angebaut, entk\u00f6rnt und verarbeitet wird. Sie sind f\u00fcr fast 18 Prozent der j\u00e4hrlichen Baumwollproduktion verantwortlich. Dadurch ist die Faserverarbeitung nur in zwei Jahren um das 2,5-fache gestiegen. Wurden noch 2016 nur 45 Prozent der Baumwollfasern im Inland verarbeitet, waren es vier Jahre sp\u00e4ter bereits fast 90 Prozent.<\/p>\n

Die usbekische F\u00fchrung ist sich der Bedeutung einer stabilen Versorgung der Industrie mit Baumwollfasern und -garn durchaus bewusst. Die Cluster seien deswegen verpflichtet, \u00fcbersch\u00fcssige Fasern, die \u00fcber ihren Bedarf hinausgehen, an der B\u00f6rse zu verkaufen. Au\u00dferdem wird es f\u00fcr Textilunternehmen einfacher sein, Rohstoffe im Zollgebiet zu verarbeiten. Die Genehmigungen werden ohne Zollgarantie erteilt, und die erzeugten Produkte k\u00f6nnen sofort ausgef\u00fchrt werden. Letzteres d\u00fcrfte f\u00fcr viele deutsche und europ\u00e4ische Unternehmen, die Textilien in Fabriken im Ausland in Auftrag geben wollen, von gro\u00dfem Interesse sein.<\/p>\n

Schon heute ist die Textilbranche einer der f\u00fchrenden Industriezweige des Landes. Hier sind mehr als 350.000 Menschen besch\u00e4ftigt (Stand 2021). Offiziellen Angaben zufolge lag ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) allein im dritten Quartal 2019 bei rund drei Prozent und an der Produktion von Non-Food-Konsumg\u00fctern bei mehr als 40 Prozent. Das j\u00e4hrliche Wachstum der Produktion des Sektors lag in den vergangenen Jahren bei etwa 18 Prozent, das der Ausfuhren bei etwa 10 Prozent. Allein im ersten Quartal 2021 expandierte der Industriezweig um 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.<\/p>\n

Das Ende des Boykotts der usbekischen Baumwolle ist auch f\u00fcr die deutsche Textilindustrie eine gute Nachricht. Denn Usbekistan hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, sich zum Zentrum der Textilindustrie auf dem Weltmarkt zu entwickeln. Die Chancen daf\u00fcr stehen nicht schlecht: Neben den Rohstoffen kann Usbekistan mit niedrigen Produktionskosten, motivierten Arbeitskr\u00e4ften und langj\u00e4hrigen Produktionserfahrungen punkten.<\/p>\n

Seit April 2021 geh\u00f6rt Usbekistan als Handelspartner der Europ\u00e4ischen Union dem Allgemeinen Pr\u00e4ferenzsystem (APS+) an. Dieser Mechanismus bedeutet, dass das Land \u00fcber besondere wirtschaftliche Anreize wie niedrigere Exportsteuern verf\u00fcgt. Dies erleichtert den Au\u00dfenhandel enorm und wird auch die Investitionen in die Textil- und Bekleidungsindustrie ankurbeln. APS hat die Kooperation zwischen Usbekistan und der EU auf ein neues Level gehoben. Experten gehen davon aus, dass die j\u00e4hrlichen Lieferungen in die EU in diesem Jahr bis zu 250 Millionen US-Dollar erreichen werden.<\/p>\n

Die Regierung und Pr\u00e4sident Shavkat Mirziyoyev selbst widmen der Entwicklung des Baumwollsektors gro\u00dfe Aufmerksamkeit. Es wird alles unternommen, um internationale Marken auf den usbekischen Markt zu bringen und den Export usbekischer Textilien zu steigern. Am 28. Juni erkl\u00e4rte der Pr\u00e4sident, dass den lokalen Unternehmern im Gegenzug verschiedene Anreize und g\u00fcnstige Finanzierungsm\u00f6glichkeiten geboten werden.<\/p>\n

Doch daf\u00fcr braucht die usbekische Textilbranche internationale Standards in der Produktion und moderne Managementsysteme. Noch im Jahr 2022 soll die Anzahl der internationalen Zertifikate, Audits und Standards in der Textilbranche die Zahl 1.650 erreichen. Es wird erwartet, dass sich deutsche Firmen ihre Chance auf dem usbekischen Markt nicht entgehen lassen wollen.<\/p>\n

„Das Interesse der deutschen Wirtschaft an Usbekistan hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Textilindustrie geh\u00f6rt seit jeher zu den attraktivsten Sektoren der usbekischen Wirtschaft. Die Investitionen in den Sektor bieten deutschen Zulieferern enorme Chancen, etwa dem Maschinenbau“, wei\u00df Christian Tegethoff, Gr\u00fcnder und Gesch\u00e4ftsf\u00fchrer von CT Executive Search. „Aufgrund seiner relativ gro\u00dfen Bev\u00f6lkerung und der g\u00fcnstigen geographischen Lage mit der N\u00e4he zu China hat Usbekistan auch als Produktionsstandort Potenzial. Investoren sollten allerdings eine vorausschauende Personalpolitik betreiben und bedenken, dass Aus- und Weiterbildung erhebliche Ressourcen ben\u00f6tigt. Besonders Facharbeiter sind rar und m\u00fcssen oftmals von den Unternehmen selbst ausgebildet werden“, r\u00e4t der Usbekistan-Kenner.<\/p>\n

Dementsprechend f\u00fchrt das Textilinstitut in Taschkent zur Zeit ein duales Ausbildungssystem nach deutschem Vorbild ein: Drei Tage in der Woche wird studiert, die restliche Zeit absolvieren die jungen Leute eine praktische Ausbildung in einem Textiltechnologiepark.<\/p>\n

Vom 21. bis 24. Juni dieses Jahres fand in Frankfurt am Main die Internationale Fachmesse f\u00fcr Wohn- und Objekttextilien „Heimtextil“ statt. Die Fachmesse ist das wichtigste Ereignis im Bereich der Heimtextilien und er\u00f6ffnet allj\u00e4hrlich die neue Einkaufssaison f\u00fcr internationale Eink\u00e4ufer von Heim- und Objekttextilien. Daher war das Interesse an der Messe seitens Usbekistan enorm. Mehr als 30 gro\u00dfe usbekische Textilhersteller pr\u00e4sentierten in Frankfurt das Potenzial der usbekischen Textilindustrie.<\/p>\n

Usbekische Hersteller haben eine Reihe erfolgreicher Verhandlungen mit ausl\u00e4ndischen Gesch\u00e4ftspartnern gef\u00fchrt und Exportvertr\u00e4ge mit deutschen, tschechischen, polnischen und t\u00fcrkischen Unternehmen unterzeichnet. Auch globale Marken wie C&A, S.Oliver, Falke, Triumph, Biberna und andere blicken mit gro\u00dfem Interesse auf den usbekischen Markt. Davon zeugen erfolgreiche Wirtschaftsgespr\u00e4che zwischen einer hochrangigen usbekischen Delegation und Vertretern dieser Unternehmen, die Mitte Juni in Deutschland stattfanden.<\/p>\n

„Usbekistan hat einen festen Platz in der Baumwoll- und Textilindustrie auf dem Weltmarkt. Die Nachfrage nach usbekischen Qualit\u00e4tsgarnen nimmt immer mehr zu“, fasst Ludwig Schm\u00e4nk, Vorstandsvorsitzender des gro\u00dfen deutschen Textilunternehmens Biberna, den Trend zum Erfolg usbekischer Hersteller zusammen. Es ist davon auszugehen, dass sich deutsche Firmen ihre Chance auf dem usbekischen Markt nicht entgehen lassen wollen.<\/p>\n

Pressekontakt:<\/p>\n

Berliner Korrespondentenb\u00fcro
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Bildrechte:<\/strong> Moderne usbekische Bekleidungsfabrik in der Kaschkadarja-Region \/ Weiterer Text \u00fcber ots und www.presseportal.de\/nr\/118105 \/ Die Verwendung dieses Bildes ist f\u00fcr redaktionelle Zwecke unter Beachtung ggf. genannter Nutzungsbedingungen honorarfrei. Ver\u00f6ffentlichung bitte mit Bildrechte-Hinweis.<\/span><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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