{"id":126484,"date":"2023-09-04T16:07:18","date_gmt":"2023-09-04T14:07:18","guid":{"rendered":"https:\/\/www.carpr.de\/?p=126484"},"modified":"2023-10-16T01:21:05","modified_gmt":"2023-10-15T23:21:05","slug":"lieferketten-in-der-automobilindustrie-stabilisieren-sich-nachhaltigkeit-duerfte-dadurch-wieder-staerker-auf-die-agenda-der-automobilhersteller-ruecken","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.carpr.de\/126484\/lieferketten-in-der-automobilindustrie-stabilisieren-sich-nachhaltigkeit-duerfte-dadurch-wieder-staerker-auf-die-agenda-der-automobilhersteller-ruecken\/","title":{"rendered":"Lieferketten in der Automobilindustrie stabilisieren sich – Nachhaltigkeit d\u00fcrfte dadurch wieder st\u00e4rker auf die Agenda der Automobilhersteller r\u00fccken"},"content":{"rendered":"
Die Unternehmen der Automobilbranche f\u00fchlen sich heute sicherer im Umgang mit zuk\u00fcnftigen St\u00f6rungen in der Lieferkette. Zuletzt waren die Automobilhersteller gezwungen, ihr Supply Chain Management zu \u00fcberdenken, umzustrukturieren und zu refinanzieren. So die aktuelle Studie des Capgemini Research Institute „The Automotive Supply Chain: Pursuing long-term Resilience“, die heute im Rahmen der IAA Mobility in M\u00fcnchen ver\u00f6ffentlicht wurde und f\u00fcr die mehr als 1.000 F\u00fchrungskr\u00e4fte von weltweit f\u00fchrenden Automobilunternehmen aus zehn L\u00e4ndern befragt wurden. Demnach haben sich die Probleme zwar kurzfristig l\u00f6sen lassen, aber die Lieferketten wandeln sich aufgrund ihrer Komplexit\u00e4t und sich ver\u00e4ndernder Faktoren weiter. Dazu z\u00e4hlen die Beschleunigung der Produktion von Elektrofahrzeugen (EV), neue regulatorische Ma\u00dfnahmen und die Einf\u00fchrung von mehr softwarebasierten Funktionen wie ADAS (Advanced Driver Assistance Systems [2]), die die Nachfrage nach Halbleitern erh\u00f6hen.<\/p>\n
Eine globale Neuausrichtung ist im Gange, da die Beschaffung an Offshore[3] -Standorten in den letzten zwei Jahren um 22 Prozent zur\u00fcckgegangen ist. Europa f\u00fchrt diesen Trend an und hat die Offshore-Beschaffung seit 2021 um ein Viertel (25 Prozent) reduziert; in Deutschland f\u00e4llt der R\u00fcckgang mit 27 Prozent am h\u00f6chsten aus. Dahinter folgen APAC und die USA, die die Offshore-Beschaffung um 20 Prozent bzw. 18 Prozent reduziert haben.<\/p>\n
Der Studie zufolge erwarten die Automobilunternehmen, dass die Beschaffung aus Offshoring-Standorten bis 2025 um weitere 19 Prozent zur\u00fcckgehen wird, da die Produktion von Elektrofahrzeugen steigt und die Herstellung von wichtigen Elektronikkomponenten verlagert wird.<\/p>\n
Mehrere aufeinanderfolgende Krisen in der Lieferkette haben die Automobilhersteller Zeit gekostet und die Aufmerksamkeit und Investitionen von Nachhaltigkeitsinitiativen abgelenkt. Infolgedessen wird Nachhaltigkeit derzeit von vielen nicht als Priorit\u00e4t angesehen. Nur 37 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass Themen wie das Management des CO2-Fu\u00dfabdrucks und Umweltrisiken die Entscheidungsfindung in der Lieferkette beeinflussen. Das r\u00fcckl\u00e4ufige Investitionsverhalten in der gesamten Branche spiegelt diesen Trend wider: W\u00e4hrend die Gesamtinvestitionen der OEMs in die Nachhaltigkeit der Lieferkette auf dem Niveau des Vorjahres liegen, sind die j\u00e4hrlichen Investitionen der Zulieferer mit 17 Prozent deutlich zur\u00fcckgegangen.<\/p>\n
Obwohl Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft Schl\u00fcsselkomponenten f\u00fcr den Aufbau einer widerstandsf\u00e4higeren Lieferkette und zukunftssicherer Unternehmen sind, hat sich die Ausweitung von Initiativen zur Kreislaufwirtschaft aufgrund eines Mangels an Lieferanten von Recyclingmaterialien (und den Materialien selbst) verz\u00f6gert.<\/p>\n
Automobilhersteller m\u00fcssen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft mit Faktoren wie Kosten und Erschwinglichkeit in Einklang bringen. Die Studie zeigt, dass digitale L\u00f6sungen dabei helfen k\u00f6nnen, ein Gleichgewicht zwischen diesen konkurrierenden Faktoren zu finden.<\/p>\n
Aufgrund der zunehmenden Nachfrage nach softwarebasierten Funktionen und Dienstleistungen ist der durchschnittliche Anteil von Halbleitern und Sensoren am Fahrzeugwert in den letzten zwei Jahren um 51 Prozent gestiegen. Es wird erwartet, dass dieser Anteil zwischen 2023 und 2025 um weitere 46 Prozent steigen wird.<\/p>\n
Allerdings sieht nur die H\u00e4lfte der OEMs die derzeitige Versorgung mit Halbleiterkomponenten als gesichert an. Von diesen gaben 70 Prozent an, dass der Gro\u00dfteil der Lieferungen derzeit aus China, Taiwan, Japan und Korea kommt. Um eine h\u00f6here Versorgungssicherheit zu erreichen, investieren die OEMs in alternative Beschaffungsmethoden und entfernen sich von den Tier-1- und Tier-2-Lieferanten. Au\u00dferdem haben sich die OEMs die Rohstoffe f\u00fcr EV-Batterien im Durchschnitt nur f\u00fcr drei Jahre gesichert.<\/p>\n
Der Studie zufolge ist die H\u00e4lfte der OEMs zuversichtlich, dass sie 60 Prozent der Umsatzeinbu\u00dfen, die sie 2022 erlitten haben, vermeiden k\u00f6nnten, wenn die gleichen Szenarien – einschlie\u00dflich der Halbleiterknappheit – heute wieder eintreten w\u00fcrden.<\/p>\n
Um betriebliche und logistische Probleme zu l\u00f6sen, haben sowohl die Zulieferer als auch die OEMs Strategien gew\u00e4hlt, die auf zus\u00e4tzlichen betrieblichen Investitionen und Betriebskapital basieren. Angef\u00fchrt wird dies durch den Aufbau von Lagerbest\u00e4nden, den 81 Prozent der Zulieferer und 44 Prozent der OEM umgesetzt haben. Es ist jedoch klar, dass dies langfristig nicht nachhaltig ist, da eine \u00fcberm\u00e4\u00dfige Lagerhaltung eine Reihe negativer Auswirkungen auf das betriebliche und finanzielle Wohlergehen von Automobilunternehmen haben kann.<\/p>\n
Sichtbarkeit und Transparenz sind der Schl\u00fcssel zur Schaffung eines zuverl\u00e4ssigeren Zulieferer-\u00d6kosystems. Nur etwas mehr als die H\u00e4lfte (53 Prozent) der Befragten verf\u00fcgt \u00fcber eine ausgereifte intelligente Lieferkette, die eine datengest\u00fctzte Entscheidungsfindung und die Integration neuerer Technologien wie K\u00fcnstliche Intelligenz und Datenanalyse erm\u00f6glicht. Widerstandsf\u00e4higkeit und Nachhaltigkeit lassen sich durch eine st\u00e4rkere Beteiligung an standardisierten, offenen und vertrauensw\u00fcrdigen Daten\u00f6kosystemen vorantreiben, die neue Anbieter von softwaregest\u00fctzten Dienstleistungen einbeziehen.<\/p>\n
Ralf Blessmann, Leiter des Automotive Sektors bei Capgemini in Deutschland, sagt: „In den letzten Jahren waren die Unternehmen gezwungen, ihr Lieferkettenmanagement bei laufendem Betrieb umzustrukturieren und zu refinanzieren, um die zahlreichen St\u00f6rungen an allen Fronten zu bew\u00e4ltigen. Auch wenn sich die Situation heute positiver darstellt, m\u00fcssen die Automobilhersteller eine langfristige, intelligente und datengesteuerte Strategie entwickeln, die Widerstandsf\u00e4higkeit und Wettbewerbsvorteile schafft. Diese Strategie muss die Kreislaufwirtschaft als wesentliche Komponente einbeziehen – nicht nur, um Unternehmen bei der Bew\u00e4ltigung der regulatorischen Ver\u00e4nderungen zu unterst\u00fctzen, sondern auch, um neue Akteure in das \u00d6kosystem der Lieferkette einzubinden und ehrgeizige Klimaziele zu erreichen.“<\/p>\n
Zur Methodik der Studie<\/p>\n
Das Capgemini Research Institute befragte im Juni und Juli 2023 insgesamt 1.004 F\u00fchrungskr\u00e4fte der weltweit f\u00fchrenden Automobilunternehmen aus zehn L\u00e4ndern. Diese Unternehmen umfassen 449 Automobilhersteller mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Milliarde Dollar und Automobilzulieferer aus zehn L\u00e4ndern mit einem Jahresumsatz von mehr als 500 Millionen Dollar. Die Befragten befanden sich auf Direktorenebene oder h\u00f6her und waren f\u00fcr die Lieferkettenstrategie, Nachhaltigkeit, Governance, Investitionen und die daraus resultierenden Vorteile und Ergebnisse der Automobilunternehmen verantwortlich. Dar\u00fcber hinaus wurden 24 Tiefeninterviews mit F\u00fchrungskr\u00e4ften und Experten von OEMs und Zulieferern gef\u00fchrt, um den aktuellen Stand des Lieferkettenmanagements in der Automobilindustrie zu verstehen und Einblicke in Strategien zu erhalten, die zur Schaffung einer widerstandsf\u00e4higen, vernetzten, intelligenten und nachhaltigen Lieferkette eingesetzt werden k\u00f6nnen.<\/p>\n
Fu\u00dfnoten<\/p>\n[1] Nearshoring: Auslagerung von Gesch\u00e4ftsprozessen an Unternehmen im nahen Ausland.<\/p>\n[2] Ein fortschrittliches Fahrerassistenzsystem (ADAS) umfasst Technologien, die den Fahrer bei der sicheren Bedienung eines Fahrzeugs unterst\u00fctzen. Durch eine Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine erh\u00f6ht ADAS die Sicherheit von Fahrzeugen und Stra\u00dfen. ADAS nutzt automatisierte Technologien wie Sensoren und Kameras, um Hindernisse in der N\u00e4he oder Fahrfehler zu erkennen und entsprechend zu reagieren.<\/p>\n[3] Offshoring: Die Verlagerung eines Gesch\u00e4ftsprozesses von einem Land in ein anderes – in der Regel handelt es sich dabei um einen operativen Prozess, z. B. in der Produktion.<\/p>\n
Die komplette Studie sowie Infografiken k\u00f6nnen Sie unter folgendem Link herunterladen: https:\/\/www.capgemini.com\/de-de\/news\/studie-automobilindustrie-liefekette\/<\/p>\n
\u00dcber Capgemini<\/p>\n
Capgemini ist einer der weltweit f\u00fchrenden Partner f\u00fcr Unternehmen bei der Steuerung und Transformation ihres Gesch\u00e4fts durch den Einsatz von Technologie. Die Gruppe ist jeden Tag durch ihren Purpose angetrieben, die Entfaltung des menschlichen Potenzials durch Technologie zu f\u00f6rdern – f\u00fcr eine integrative und nachhaltige Zukunft. Capgemini ist eine verantwortungsbewusste und diverse Organisation mit einem Team von rund 350.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in mehr als 50 L\u00e4ndern. Eine 55-j\u00e4hrige Unternehmensgeschichte und tiefgehendes Branchen-Know-how sind ausschlaggebend daf\u00fcr, dass Kunden Capgemini das gesamte Spektrum ihrer Gesch\u00e4ftsanforderungen anvertrauen – von Strategie und Design bis hin zum Gesch\u00e4ftsbetrieb. Dabei setzt das Unternehmen auf die sich schnell weiterentwickelnden Innovationen in den Bereichen Cloud, Data, KI, Konnektivit\u00e4t, Software, Digital Engineering und Plattformen. Der Umsatz der Gruppe lag im Jahr 2022 bei 22 Milliarden Euro.<\/p>\n
Get The Future You Want | www.capgemini.com\/de<\/p>\n
\u00dcber das Capgemini Research Institute<\/p>\n
Das Capgemini Research Institute ist Capgeminis hauseigener Think-Tank in digitalen Angelegenheiten. Das Institut ver\u00f6ffentlicht Forschungsarbeiten \u00fcber den Einfluss digitaler Technologien auf gro\u00dfe Unternehmen. Das Team greift dabei auf das weltweite Netzwerk von Capgemini-Experten zur\u00fcck und arbeitet eng mit akademischen und technologischen Partnern zusammen. Das Institut hat Forschungszentren in Indien, Singapur, Gro\u00dfbritannien, und den USA.<\/p>\n
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Pressekontakt:<\/p>\n
Stefanie Hauck
\nCapgemini
\nTel.: +49 89 38338 2264
\nE-Mail: stefanie.hauck@capgemini.com
\nWeb: www.twitter.com\/CapgeminiDE<\/p>\n
Original-Content von: Capgemini, \u00fcbermittelt durch news aktuell<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
Die Automobilhersteller sind zuversichtlicher, dass sie k\u00fcnftige Unterbrechungen in der Lieferkette bew\u00e4ltigen k\u00f6nnen. Inzwischen haben sie ihre Auftragsr\u00fcckst\u00e4nde um 61 Prozent reduziert. F\u00fcr das n\u00e4chste Jahr wird ein weiterer R\u00fcckgang um 39 Prozent erwartet. Nearshoring[1] -Strategien, die vor allem durch die Einf\u00fchrung von Elektro- und softwaredefinierten Fahrzeugen sowie regulatorischen und politischen Entwicklungen bef\u00f6rdert werden, d\u00fcrften […]<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":126485,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"rank_math_lock_modified_date":false,"footnotes":""},"categories":[18,1388],"tags":[1289,2046,818,375,30584,49036,18018],"class_list":{"0":"post-126484","1":"post","2":"type-post","3":"status-publish","4":"format-standard","5":"has-post-thumbnail","7":"category-auto-und-verkehr","8":"category-elektromobilitaet","9":"tag-automobilhersteller","10":"tag-automobilindustrie","11":"tag-automotive","12":"tag-elektromobilitaet","13":"tag-kreislaufwirtschaft","14":"tag-unternehmen-der-automobilbranche","15":"tag-unternehmensberatung"},"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.carpr.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/126484","targetHints":{"allow":["GET"]}}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.carpr.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.carpr.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.carpr.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.carpr.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=126484"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/www.carpr.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/126484\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.carpr.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/126485"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.carpr.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=126484"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.carpr.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=126484"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.carpr.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=126484"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}