{"id":94647,"date":"2021-11-14T21:40:50","date_gmt":"2021-11-14T20:40:50","guid":{"rendered":"https:\/\/www.carpr.de\/?p=94647"},"modified":"2021-11-14T21:40:50","modified_gmt":"2021-11-14T20:40:50","slug":"entwicklung-der-wohnflaechen-eigentuemer-stehen-besser-da","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.carpr.de\/94647\/entwicklung-der-wohnflaechen-eigentuemer-stehen-besser-da\/","title":{"rendered":"Entwicklung der Wohnfl\u00e4chen: Eigent\u00fcmer stehen besser da"},"content":{"rendered":"

Berlin (ots)<\/span><\/p>\n

LBS-Studie: Wohneigent\u00fcmer haben nicht nur gr\u00f6\u00dfere Wohnungen, sondern verf\u00fcgen auch pro Kopf \u00fcber mehr Wohnfl\u00e4che als Mieter. Zudem haben Kinder im eigenen Zuhause meist ein Zimmer f\u00fcr sich.<\/p>\n

Mehr Platz und mehr Zimmer stehen regelm\u00e4\u00dfig weit oben auf der Liste der Wohnw\u00fcnsche. Dies hat sich – darauf deuten viele Befragungsergebnisse hin – noch verst\u00e4rkt, seitdem die Bundesb\u00fcrger in der Zeit von coronabedingtem Lockdown und Kontaktbeschr\u00e4nkungen die Erfahrung gemacht haben, wie belastend ein zu beengtes Zuhause f\u00fcr das famili\u00e4re Zusammenleben sein kann.<\/p>\n

Die tats\u00e4chliche Entwicklung der Wohnfl\u00e4chen in Deutschland hat das Berliner Forschungsinstitut empirica in Zusammenarbeit mit LBS Research f\u00fcr die Wohneigentumsstudie der Landesbausparkassen untersucht. Datengrundlage ist die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamts (mehr dazu unten). Demnach bewohnte jeder Haushalt in Deutschland im Jahr 2018 durchschnittlich gut 93 Quadratmeter – ihm stand damit kaum mehr Fl\u00e4che zur Verf\u00fcgung als 15 Jahre zuvor.<\/p>\n

Dass die Wohnfl\u00e4che je Haushalt \u00fcberhaupt noch leicht zugenommen hat, liegt vor allem an der Ann\u00e4herung der durchschnittlichen Wohnungsgr\u00f6\u00dfe in Ostdeutschlands an das westdeutsche Niveau. Inzwischen sind es auch im Osten fast 84 Quadratmeter, im Westen etwas mehr als 96 Quadratmeter. Doch auch wenn sich im Durchschnitt vor allem in Westdeutschland wenig bewegt hat, kristallisieren sich bei genauerem Hinsehen \u00fcberraschende Trends heraus. Diese zeigen sich insbesondere im Vergleich der Wohnsituation von Mietern und Eigent\u00fcmern.<\/p>\n

Die Ergebnisse im Einzelnen<\/p>\n

1. Haushalte, die im Eigentum leben, haben mehr Wohnfl\u00e4che als Mieterhaushalte – nicht nur insgesamt, sondern auch pro Kopf. Die durchschnittliche Wohnfl\u00e4che von selbst genutzten Wohnungen und H\u00e4usern betr\u00e4gt knapp 125 Quadratmeter – vermietete Wohnungen sind mit durchschnittlich 71 Quadratmetern nur gut halb so gro\u00df. Dass Eigent\u00fcmer in gr\u00f6\u00dferen Wohnungen leben als Mieter, erkl\u00e4rt sich zun\u00e4chst schlicht dadurch, dass der Erwerb von Eigentum in aller Regel dann ansteht, wenn die Familie zu gro\u00df wird, um in einer Mietwohnung zu wohnen – oftmals also mit dem zweiten Kind.<\/p>\n

Doch Eigent\u00fcmer haben eben nicht nur die gr\u00f6\u00dferen Wohnungen, sondern auch je Familienmitglied mehr Platz. Laut LBS-Wohneigentumsstudie wohnten Mieterhaushalte in Westdeutschland zuletzt mit 48 Quadratmeter pro Person um einiges beengter als Eigent\u00fcmer mit 64 Quadratmetern je Haushaltsmitglied. Der Unterschied in den Wohnverh\u00e4ltnissen ist in den vergangenen 20 Jahren immer gr\u00f6\u00dfer geworden (Grafik):<\/p>\n

W\u00e4hrend Eigent\u00fcmerhaushalte im Jahr 2018 pro Kopf fast 13 Quadratmeter mehr Wohnfl\u00e4che hatten als 1998, haben die Mieter im Schnitt nicht einmal 3 Quadratmeter dazugewonnen.<\/p>\n

Eigentumsbildung findet nach wie vor gro\u00dfteils in Form von Ein- und Zweifamilienh\u00e4usern statt, w\u00e4hrend Wohnen zur Miete meist bedeutet, in einer Geschosswohnung zu leben. Die auseinanderlaufende Entwicklung h\u00e4ngt mit dieser Zweiteilung zusammen: Zum einen hat sich der wenige Neubau – und damit eben auch der Bau gr\u00f6\u00dferer Wohneinheiten – in den 2000er Jahren vor allem auf selbst genutzte Immobilien, also Eigenheime, konzentriert. Zum anderen hat die Landflucht vieler junger Menschen dazu gef\u00fchrt, dass sich das Wohnen zur Miete noch st\u00e4rker in kleine Stadtwohnungen verlagert hat.<\/p>\n

2. J\u00fcngere Haushalte bewohnen gr\u00f6\u00dfere Eigenheime als die \u00e4lteren – und sie haben auch mehr Wohnraum zur Verf\u00fcgung als Gleichaltrige vor 20 Jahren. Selbstnutzer im Alter von 30 bis 39 Jahren, oftmals also junge Familien, leben heute auf durchschnittlich 134 Quadratmetern Wohnfl\u00e4che. Das sind 17 Quadratmeter mehr als Gleichaltrigen vor 20 Jahren zur Verf\u00fcgung stand (Grafik).<\/p>\n

Dass sich die nachr\u00fcckenden Eigent\u00fcmergenerationen mehr Quadratmeter leisten als ihre Vorg\u00e4nger, ist zugleich die Erkl\u00e4rung daf\u00fcr, dass die jungen Familien in weit gr\u00f6\u00dferen H\u00e4usern und Eigentumswohnungen leben als die Gruppe der \u00fcber 50-, 60- und 70-j\u00e4hrigen Eigent\u00fcmer. Die \u00fcber 80-J\u00e4hrigen haben zwar mit durchschnittlich 116 Quadratmetern Wohnfl\u00e4che die kleinsten Eigenheime – bewohnen damit aber doch deutlich gr\u00f6\u00dfere H\u00e4user als dieselbe Altersgruppe im Jahr 1998.<\/p>\n

3. Je neuer eine selbst genutzte Immobilie ist, desto gr\u00f6\u00dfer ist sie durchschnittlich – und umso j\u00fcnger sind ihre Bewohner. Die Betrachtung nach Baujahr untermauert den Befund, dass j\u00fcngere Haushalte tendenziell auf gr\u00f6\u00dferem Fu\u00df leben als ihre Eltern. Selbst genutzte H\u00e4user und Wohnungen, die 2011 oder sp\u00e4ter gebaut wurden, sind im Schnitt 141 Quadratmeter gro\u00df und die Bezugsperson des jeweiligen Haushalts ist im Mittel knapp 44 Jahre alt. Eigenheime mit Baudatum zwischen 1949 und 1990 bieten dagegen lediglich 120 Quadratmeter Wohnfl\u00e4che und ihre Bewohner sind im Schnitt bereits 61 Jahre alt. Pro Person stehen in diesen \u00e4lteren H\u00e4usern allerdings 66 Quadratmeter zur Verf\u00fcgung und damit 10 Quadratmeter mehr als in den Neubauten. Der Grund: In neuen H\u00e4usern wohnen zumeist junge Familien mit Kindern, w\u00e4hrend der Nachwuchs aus den \u00e4lteren Eigenheimen bereits ausgezogen ist.<\/p>\n

Die gleiche Betrachtung nach Baujahrgang f\u00fcr Mietwohnungen ergibt ein ambivalentes Bild. F\u00fcr die Baujahre 1949 bis 2010 galt auch f\u00fcr Mietwohnungen die Regel: je neuer, desto gr\u00f6\u00dfer. Die durchschnittliche Wohnfl\u00e4che einer Mietwohnung ist in dieser Zeit von 69 auf 80 Quadratmeter gestiegen. Darin spiegelt sich die Nachfrage nach ger\u00e4umigeren Wohnungen wider. Seit 2010 jedoch kippt der Trend: Neuere Mietwohnungen sind im Durchschnitt nur noch 77 Quadratmeter gro\u00df. Allerdings gibt es bei Mietwohnungen keine gro\u00dfen Altersunterschiede der Bewohner nach Baujahr. Zudem sind Mieterhaushalte generell j\u00fcnger als Eigent\u00fcmer. Das zeigt, dass eine Mietwohnung anders als das Eigenheim seltener eine Entscheidung f\u00fcrs Leben ist. In Mietwohnungen ist die Fluktuation der Bewohner h\u00f6her – und zwar auch deshalb, weil aus vielen Mietern in einer bestimmten Lebensphase schlie\u00dflich doch Bewohner der eigenen vier W\u00e4nde werden.<\/p>\n

4. Familien, die im Eigentum leben, verf\u00fcgen \u00fcber mehr Wohnfl\u00e4che speziell f\u00fcr ihre Kinder – und sie haben auch wesentlich h\u00e4ufiger f\u00fcr jedes Kind ein eigenes Zimmer. Gem\u00e4\u00df den Berechnungen von empirica stehen jedem Kind, das mit seiner Familie in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus lebt, drei bis vier Quadratmeter mehr zur Verf\u00fcgung als Kindern, die in Mietwohnungen gro\u00df werden. Noch offensichtlicher wird es beim Vergleich der Zimmerzahl, dass ein Eigenheim seinen Bewohnern mehr R\u00fcckzugsm\u00f6glichkeiten und damit auch mehr Freiraum zur pers\u00f6nlichen Entfaltung bietet. Fast alle vierk\u00f6pfigen Familien der Altersgruppe 40 bis 49 Jahre, die im Eigentum leben, haben f\u00fcr jedes Kind ein eigenes Zimmer. Auf Familien im selben Alter und mit derselben Kinderzahl, die zur Miete wohnen, trifft das nur noch zu zwei Dritteln zu. Und je h\u00f6her die Zahl der Kinder ist, desto gr\u00f6\u00dfer f\u00e4llt der Unterschied aus (Grafik):<\/p>\n

Bei drei und mehr Kindern haben immer noch drei Viertel der Eigent\u00fcmerfamilien f\u00fcr jeden Spr\u00f6ssling ein eigenes Zimmer, aber nur noch 36 Prozent der Mieterfamilien.<\/p>\n

All diese Zahlen zeigen nach Einsch\u00e4tzung von LBS Research vor allem, wie viel Wert Wohneigent\u00fcmer darauf legen, dass ihr Zuhause die Bed\u00fcrfnisse der Familie deckt. Weil der Erwerb der eigenen vier W\u00e4nde f\u00fcr viele Menschen die gr\u00f6\u00dfte finanzielle Entscheidung ihres Lebens ist, m\u00f6chte kaum jemand dabei viele Kompromisse eingehen. Mit anderen Worten: J\u00fcngere Wohneigent\u00fcmer wollten anscheinend in den vergangenen Jahren gr\u00f6\u00dfere Eigenheime und Wohnungen bauen oder kaufen als vorherige Eigent\u00fcmergenerationen und sie haben es dank des gestiegenen Wohlstands und g\u00fcnstiger Finanzierungsbedingungen auch geschafft, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen.<\/p>\n

Aus Sicht von LBS Research d\u00fcrfte sich das Blatt jedoch bald wenden: Zwar haben die niedrigen Zinsen den Anstieg der Immobilienpreise befeuert – zugleich aber auch eine ganze Weile kompensiert. Inzwischen verschlechtert sich die Erschwinglichkeit von Wohneigentum aber wieder. Deshalb – und weil es ihnen an Eigenkapital fehlt – werden Wohneigent\u00fcmer in spe wohl zunehmend Abstriche an der Quadratmeterzahl ihres k\u00fcnftigen Heims und auch an dessen Grundst\u00fccksfl\u00e4che machen m\u00fcssen.<\/p>\n

Die EVS: Was hinter den Zahlen steckt<\/p>\n

F\u00fcr die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamts werden alle f\u00fcnf Jahre rund 60.000 private Haushalte zu ihren Lebens-, Verm\u00f6gens- und Einkommensverh\u00e4ltnissen befragt – und das schon seit Anfang der 1960er Jahre. Die EVS ist die gr\u00f6\u00dfte repr\u00e4sentative Erhebung auf freiwilliger Basis innerhalb der Europ\u00e4ischen Union. Zuletzt fand sie im Jahr 2018 statt, die ersten Daten daraus wurden 2019 ver\u00f6ffentlicht, wissenschaftliche Sonderanalysen liegen seit 2020 vor. Einer der Befragungsschwerpunkte liegt auf der Wohnsituation und den Wohnkosten. Die Antworten auf diese Fragen wertet das Forschungsinstitut empirica seit 1995 im Auftrag der Landesbausparkassen aus. Im Fokus steht dabei die Entwicklung der regionalen Wohn- und Verm\u00f6gensverh\u00e4ltnisse sowie der Wohnkosten.<\/p>\n

Die EVS ist als Datenbasis f\u00fcr solche Analysen besonders geeignet, weil sie anders als beispielsweise der Mikrozensus nicht nur eine grobe Selbsteinsch\u00e4tzung der Nettoeinkommen abfragt, sondern buchhalterisch eine Vielzahl von Einkommenskomponenten der einzelnen Haushaltsmitglieder ermittelt, darunter den Mietwert von selbst genutztem Wohneigentum, Eink\u00fcnfte aus abh\u00e4ngiger und selbstst\u00e4ndiger Besch\u00e4ftigung, aus verschiedenen Verm\u00f6gensarten, aus Untervermietung sowie aus staatlichen und privaten Transferzahlungen. Dar\u00fcber hinaus werden in der EVS anders als im Mikrozensus nicht nur die Wohnkosten von Mietern, sondern auch von Wohneigent\u00fcmern erhoben, also Ausgaben f\u00fcr den Kauf von Grundst\u00fccken und Immobilien, Zinsen, Tilgung, Instandsetzungen und Modernisierungen. Im Mikrozensus wird zudem das Verm\u00f6gen nicht abgefragt. Last but not least erfasst die EVS sehr detailliert Konsumausgaben in zahlreichen Haupt- und Unterkategorien. Auf dieser Basis l\u00e4sst sich unter anderem das unterschiedliche Ausgabeverhalten von Mietern und Eigent\u00fcmern analysieren, insbesondere bei jungen Ersterwerbern.<\/p>\n

Pressekontakt:<\/p>\n

Dr. Ivonn Kappel
\nReferat Presse
\nBundesgesch\u00e4ftsstelle Landesbausparkassen
\nTel.: 030 20225-5398
\nFax : 030 20225-5395
\nE-Mail: ivonn.kappel@dsgv.de<\/p>\n

Original-Content von: Bundesgesch\u00e4ftsstelle Landesbausparkassen (LBS), \u00fcbermittelt durch news aktuell<\/span><\/p>\n


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